Abstrakte Maschine

Eine abstrakte Maschine ist "nicht wahllos", aber auch kein "konkretes maschinelles Gefüge",1 sondern "so etwas wie das Diagramm eines Gefüges". Gleichzeitig ist sie "nicht universell oder gar allgemein, sie ist einzigartig; sie ist nicht aktuell, sondern virtuell-real; sie hat keine obligatorischen oder invariablen Regeln, sondern fakultative Regeln, die unaufhörlich mit der Variation selber variieren, wie in einem Spiel, bei dem jeder Zug die Regeln verändert."2 Eine abstrakte Maschine hat "eine Pilot­funktion. Weil eine abstrakte Maschine oder Diagrammatik nicht dazu da ist, um etwas zu repräsentieren, sei es auch etwas Reales, sondern um etwas zukünftig Reales zu konstruieren, einen neuen Typus von Realität. Sie steht also nicht außerhalb der Geschichte, sondern ist vielmehr der Geschichte immer "voraus", in jedem Moment, in dem sie Punkte der Schöpfung oder Potentialität konstituiert."3 Es gibt territorialisierende, abstrakte Maschinen zb. "[e]ine Befehls-­ oder Kennwort-Maschine übercodiert die Sprache, eine Maschine zur Erschaffung des Gesichts übercodiert den Körper und sogar den Kopf, eine Unterwerfungs-Maschine übercodiert oder axiomatisiert die Erde."4 Allgemein gilt: "Jede abstrakte Maschine ist mit anderen abstrakten Maschinen verbunden: nicht nur weil abstrakte Maschinen gleichzeitig politisch, ökonomisch, wissenschaftlich, künstle­risch, ökologisch und kosmisch sind (perzeptiv, affektiv, aktiv, denkend, körperlich und semiotisch), sondern weil sie ihre unterschiedlichen Typen sowohl miteinander verflechten, wie in Widerspruch zueinander bringen. Mechanosphäre."5


  1. Deleuze, Gilles, und Felix Guattari. Tausend Plateaus – Kapitalismus und Schizophrenie. Berlin: Merve, 1992, hier S. 99. 

  2. Ebd., 139. 

  3. Ebd., 196. 

  4. Ebd., 710 (letzte Seite). 

  5. Ebd.